Die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Betriebe beruht auf den Ergebnissen der Zentralen Auswertung des Instituts für Nachhaltigkeitswissenschaften (INH) von Agroscope. Neben den verschiedenen Einkommensgrössen liefern Indikatoren, wie z. B. jener zur finanziellen Stabilität, wichtige Hinweise auf die wirtschaftliche Lage der Betriebe.

Einkommen und Arbeitsverdienst

Zoom: 03_ab15_wirtschaftliche_lage_grafiken_einzelbetriebe_einkommen_d.png


Das landwirtschaftliche Einkommen entschädigt einerseits die Arbeit der Familienarbeitskräfte und andererseits das im Betrieb investierte Eigenkapital. 2014 lag das landwirtschaftliche Einkommen 15 % über dem Mittelwert der Jahre 2011/13 und 10,5 % über dem Vorjahresniveau.

Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen ist sowohl gegenüber dem Mittel der drei Vorjahre (-2,1 %) als auch im Vergleich zu 2013 gesunken (-3,0 %).

Aus der Veränderung des landwirtschaftlichen und ausserlandwirtschaftlichen Einkommens resultiert eine Zunahme des Gesamteinkommens um 9,7 % gegenüber 2011/13 und eine Zunahme von 6,3 % gegenüber 2013.

Alle drei Regionen konnten vom guten Pflanzenbau- bzw. Milchjahr 2014 profitieren und ein höheres landwirtschaftliches Einkommen erzielen. Es stieg 2014 gegenüber 2011/13 in der Talregion um 11,8 %. In der Hügel- und Bergregion war der Anstieg noch bedeutender (+16,2 %, bzw. +22,3 %). Zurückzuführen ist diese Differenz hauptsächlich auf den Wechsel im Direktzahlungssystem.

Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen ist in der Talregion um 0,1 % gestiegen, während es in der Hügel- und Bergregion um 5,6 % bzw. 2,2 % gesunken ist. Entsprechend betrug die Zunahme des Gesamteinkommens in den drei Regionen 8,5 %, 9,1 % bzw. 13,0 %.

Einkommen der Landwirtschaftsbetriebe nach Regionen (in Fr.)

Einkommen nach Region2000/0220112012201320142011/13-
2014 in %
Talregion      
Landwirtschaftliches Einkommen67 865 71 66066 00971 97778 10011,8
Ausserlandwirtschaftliches Einkommen17 197 26 00726 84027 71126 8700,1
Gesamteinkommen85 06197 66692 84999 688104 9708,5
Hügelregion      
Landwirtschaftliches Einkommen50 82656 04653 30959 25165 31916,2
Ausserlandwirtschaftliches Einkommen20 58027 81826 91127 63725 928-5,6
Gesamteinkommen71 40683 86480 22086 88891 2479,1
Bergregion      
Landwirtschaftliches Einkommen41 789 42 48341 98946 07353 20822,3
Ausserlandwirtschaftliches Einkommen19 725 26 87626 52025 65325 774-2,2
Gesamteinkommen61 51469 35968 50971 72678 98213,0

Quelle: Agroscope INH, Zentrale Auswertung

Detailliertere Betriebsergebnisse (alle Regionen)

Detailliertere Betriebsergebnisse (Talregion)

Detailliertere Betriebsergebnisse (Hügelregion)

Detailliertere Betriebsergebnisse (Bergregion)

Die Einkommenssituation unterscheidet sich stark nach Betriebstyp (11 Produktionsrichtungen).

Einkommen der Landwirtschaftsbetriebe nach Betriebstypen 2012/14

BetriebstypLandw.
Nutzfläche
Familienarbeits-
kräfte
Landw. EinkommenAusser-landw.
Einkommen
Gesamt-einkommen
 haFJAEFr.Fr.Fr.
Mittel alle Betriebe 22,241,2161 71926 73788 456
Ackerbau27,240,8861 75035 48397 233
Spezialkulturen14,801,1874 21523 66297 877
Verkehrsmilch22,541,3259 95024 03683 986
Mutterkühe21,241,1043 47836 16179 639
Anderes Rindvieh19,031,1936 84329 73266 575
Pferde/Schafe/Ziegen14,501,2333 52130 36163 882
Veredlung14,401,1592 71025 033117 743
Kombiniert Verkehrs-milch/Ackerbau   31,171,2577 92520 97398 897
Kombiniert Mutterkühe27,66 1,0760 73535 13595 870
Kombiniert Veredlung22,991,2890 51422 062112 577
Kombiniert Andere24,441,1960 46527 11787 581

Quelle: Agroscope INH, Zentrale Auswertung

Detailliertere Ergebnisse nach Betriebstypen

Im Durchschnitt der Jahre 2012/14 erzielten die Betriebstypen Veredlung, Spezialkulturen, und bestimmte kombinierte Betriebe (Veredlung, Verkehrsmilch/Ackerbau) die höchsten landwirtschaftlichen Einkommen. Diese erwirtschafteten zusammen mit dem Ackerbau und den kombinierten Mutterkuhbetrieben auch die höchsten Gesamteinkommen. Die tiefsten landwirtschaftlichen Einkommen und Gesamteinkommen erreichten die Betriebstypen «Anderes Rindvieh» und «Pferde/Schafe/Ziegen».

Arbeitsverdienst

Der von den Landwirtschaftsbetrieben erwirtschaftete Arbeitsverdienst (landwirtschaftliches Einkommen abzüglich Zinsanspruch für im Betrieb investiertes Eigenkapital) entschädigt die Arbeit der nichtentlöhnten Familienarbeitskräfte. Gegenüber dem Dreijahresmittel 2011/13 hat der Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft 2014 um 18,1 % zugenommen. Im Vergleich zu 2013 betrug die Zunahme 12,4 % oder 5800 Franken. Der Unterschied zum landwirtschaftlichen Einkommen, das gegenüber dem Vorjahr weniger zugenommen hat, ist auf eine leichte Abnahme des Zinsanspruchs für das Eigenkapital zurückzuführen (Rückgang Zinsniveau der Bundesobligationen von 0,94 % auf 0,73 %).

Der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft ist in den einzelnen Regionen unterschiedlich hoch. Im Durchschnitt ist er in der Talregion wesentlich höher als in der Bergregion. Werden die Arbeitsverdienste pro Familienarbeitskraft, aufsteigend geordnet, in vier gleichgrosse Klassen aufgeteilt, so zeigt sich, dass auch deren Mittelwerte weit auseinander liegen. So erreichte 2012/14 der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft in der Talregion im ersten Viertel 16,6 % und derjenige im vierten Viertel 207,1 % des Mittelwertes aller Betriebe der Region. In der Hügelregion war die Bandbreite gleich wie in der Talregion (13,9 % und 203,7 %), in der Bergregion etwas grösser (7,2 % und 212,7 %).

Arbeitsverdienst der Landwirtschaftsbetriebe 2012/14: nach Regionen und aufgeteilt in vier Klassen

Arbeitsverdienst¹ in Fr. pro FJAE²     
RegionMedianMittelwerteMittelwerteMittelwerteMittelwerte
  1. Viertel
(0–25 %)
2. Viertel
(25–50  %)
3. Viertel
(50–75 %)
4. Viertel
(75–100 %)
Talregion53 5039 66341 89567 943120 894
Hügelregion42 0766 42833 04352 83694 272
Bergregion30 9492 42622 82340 29371 897
Total43 6645 88433 14855 081102 906

¹ Eigenkapitalverzinsung zum mittleren Zinssatz der Bundesobligationen: 2010: 1,65 %, 2011: 1,48 %, 2012: 0,66 %; 2013: 0,94%; 2014: 0,73 %
² Familien-Jahresarbeitseinheiten: Basis 280 Arbeitstage
Quelle: Agroscope INH, Zentrale Auswertung

In allen Regionen übertraf 2012/14 das vierte Viertel der Landwirtschaftsbetriebe im Durchschnitt den entsprechenden Jahres-Bruttolohn der übrigen Bevölkerung. Die Differenz lag bei rund 47 000 Franken (Talregion), 26 000 Franken (Hügelregion) bzw. 8 000 Franken (Bergregion). Im Vergleich zur Periode 2011/13 hat sich damit die relative Situation des vierten Viertels in allen drei Regionen verbessert.

Vergleichslohn 2012/14, nach Regionen

RegionVergleichslohn¹
 Fr. pro Jahr
Talregion74 266
Hügelregion68 753
Bergregion63 757

¹ Median der Jahres-Bruttolöhne aller im Sekundär- und Tertiärsektor beschäftigten Angestellten
Quellen: BFS, Agroscope INH, Zentrale Auswertung

Zu berücksichtigen gilt, dass die landwirtschaftlichen Haushalte ihren Lebensunterhalt nicht nur aus dem Arbeitsverdienst bestreiten. Ihr Gesamteinkommen, einschliesslich des ausserlandwirtschaftlichen Einkommens, liegt wesentlich höher als der Arbeitsverdienst. So betrug das Gesamteinkommen der Betriebe in der Bergregion im ersten Viertel 2012/14 rund 42 000 Franken. Den Lebensunterhalt finanzierten sie vor allem aus dem ausserlandwirtschaftlichen Einkommen, das sich auf rund 36 000 Franken belief.

Detailliertere Ergebnisse nach Arbeitsverdiensten (alle Regionen)

Detailliertere Ergebnisse nach Arbeitsverdiensten (Talregion)

Detailliertere Ergebnisse nach Arbeitsverdiensten (Hügelregion)

Detailliertere Ergebnisse nach Arbeitsverdiensten (Bergregion)

Detailliertere Ergebnisse nach Regionen, Betriebstypen und Quartilen

Einkommen und Verbrauch

Für die Einschätzung der sozialen Lage der Bauernfamilien sind Einkommen und Verbrauch bedeutende Kenngrössen. Bei der ökonomischen Dimension der Nachhaltigkeit interessiert das Einkommen vor allem als Mass für die Leistungsfähigkeit der Betriebe. Bei der sozialen Dimension steht die Einkommenssituation der landwirtschaftlichen Haushalte im Vordergrund. Dabei wird auch die Entwicklung des Privatgebrauchs mit in die Analyse einbezogen.

Zoom: 02_ab15_wirtschaftliche_lage_grafiken_einkommen_und_verbrauch_d.png


Das Gesamteinkommen, das sich aus dem landwirtschaftlichen und dem ausserlandwirtschaftlichen Einkommen zusammensetzt, lag im Durchschnitt der Jahre 2012/14 je nach Region zwischen 73 000 und 99 000 Franken pro Haushalt: Die Haushalte der Bergregion erreichten 74 % des Gesamteinkommens der Haushalte der Talregion. Mit durchschnittlichen ausserlandwirtschaftlichen Einkommen von 26 000 bis 27 100 Franken hatten die Bauernfamilien eine wichtige zusätzliche Einkommensquelle. Diese machte bei den Haushalten der Talregion 27 % des Gesamteinkommens aus, bei jenen der Hügelregion 31 % und bei denjenigen der Bergregion 36 %. Die Haushalte der Talregion wiesen mit 27 100 Franken absolut die höchsten ausserlandwirtschaftlichen Einkommen aus.

Die Eigenkapitalbildung – der nicht konsumierte Teil des Gesamteinkommens – beträgt je nach Region zwischen 18 und 19 % des Gesamteinkommens. Der Privatverbrauch liegt jeweils über der Höhe des landwirtschaftlichen Einkommens. Er ist entsprechend der Höhe des Gesamteinkommens bei den Haushalten der Talregion absolut am höchsten und bei jenen der Bergregion am tiefsten.

Im Folgenden werden die Arbeitsverdienste pro Familien-Jahresarbeitseinheit aufsteigend geordnet und in vier gleich grosse Klassen (Viertel) eingeteilt und dabei das Gesamteinkommen und der Privatverbrauch pro Verbrauchereinheit aufgezeigt.

Gesamteinkommen und Privatverbrauch pro Verbrauchereinheit nach Viertel 2012/14

 1. Viertel
(0–25 %)
2. Viertel
(25–50 %)
3. Viertel
(50–75 %)
4. Viertel
(75–100 %)
 MittelwerteMittelwerteMittelwerteMittelwerte
Gesamteinkommen pro VE¹ (Fr.)14 46221 04728 24943 536
Privatverbrauch pro VE (Fr.)17 95619 25422 31927 835

¹ Verbrauchereinheit = ganzjährig am Familienverbrauch beteiligtes Familienmitglied im Alter von 16 Jahren und mehr
Quelle: Agroscope INH, Zentrale Auswertung

Die Haushalte des ersten Viertels erreichten 33 % des Gesamteinkommens pro Verbrauchereinheit von Haushalten des vierten Viertels. Beim Privatverbrauch war die Differenz zwischen dem ersten und dem vierten Viertel deutlich geringer: Er lag bei den Haushalten des ersten Viertels bei 65 % des Verbrauchs der Haushalte des vierten Viertels.

Das Gesamteinkommen pro Verbrauchereinheit konnte 2012/14 den Verbrauch der Familien von Betrieben im ersten Viertel nicht decken. Die Eigenkapitalbildung war negativ. Zehren diese Betriebe längerfristig von der Substanz, so müssen sie früher oder später aufgegeben werden. In den übrigen Vierteln war der Privatverbrauch geringer als das Gesamteinkommen: Er lag bei den Betrieben des zweiten Viertels bei 91 % des Gesamteinkommens, bei den Betrieben des dritten Viertels bei 79 % und bei den Betrieben des vierten Viertels bei 64 %.

Weitere betriebswirtschaftliche Kennzahlen

Finanzielle Stabilität

Der Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital (Fremdkapitalquote) gibt Auskunft über die Fremdfinanzierung des Unternehmens. Kombiniert man diese Kennzahl mit der Eigenkapitalbildung, lassen sich Aussagen über die Tragbarkeit einer Schuldenlast machen. Ein Betrieb mit hoher Fremdkapitalquote und negativer Eigenkapitalbildung ist auf die Dauer – wenn diese Situation über Jahre hinweg anhält – finanziell nicht existenzfähig.

Auf Basis dieser Überlegungen werden die Betriebe in vier Gruppen mit unterschiedlicher finanzieller Stabilität eingeteilt.

Zoom: ab15_betrieb_einzelbetrieb_grafiken_tab_einteilung_stabilitaet_d.png


Die Beurteilung der finanziellen Stabilität der Betriebe 2012/14 zeigt in den drei Regionen ein ähnliches Bild. Zwischen 40 und 41 % der Betriebe befanden sich in einer finanziell guten und zwischen 33 und 35 % in einer finanziell schwierigen Situation (Betriebe mit negativer Eigenkapitalbildung). Das Dreijahresmittel 2012/14 präsentierte sich damit in den Hügel- und Bergregionen etwas besser als 2011/13, während in der Talregion die Situation praktisch unverändert blieb.

Zoom: 03_ab15_wirtschaftliche_lage_grafiken_einzelbetriebe_finanz_stabilitaet_d.png

Eigenkapitalbildung, Investitionen und Fremdkapitalquote

Entwicklung von Eigenkapitalbildung, Investitionen und Fremdkapitalquote

Merkmal2000/0220112012201320142011/13-
2014 in %
Eigenkapitalbildung (Fr.)11 78714 09811 61916 78920 66545,8
Cashflow¹ (Fr.)42 20349 52748 56255 32959 48116,3
Investitionen² (Fr.)45 37656 83759 45457 54961 4486,0
Cashflow-Investitionsverhältnis³ (%)93878296979,8
Fremdkapitalquote (%)41444646461,5

¹ Eigenkapitalbildung plus Abschreibungen plus/minus Veränderungen Vorräte- und Viehvermögen
² Bruttoinvestitionen (ohne Eigenleistungen) minus Subventionen und Desinvestitionen
³ Cashflow zu Investitionen
Quelle: Agroscope INH, Zentrale Auswertung

Der Cashflow hat 2014 im Vergleich zu 2011/13 stark zugenommen (+16,3 %), während die Investitionen im Vergleich nur leicht zugelegt haben (+6,0 %). Aus diesen beiden Zahlen resultiert ein höheres Cashflow-Investitionsverhältnis (+9,8 %). Die Eigenkapitalbildung (Gesamteinkommen minus Privatverbrauch) war wesentlich höher als in der Referenzperiode (+45,8 %), dies aufgrund eines gestiegenen Gesamteinkommens und praktisch stabilem Privatverbrauch. Die Fremdkapitalquote ist gegenüber den drei Vorjahren nur leicht gestiegen (+1,5 %).

Martina De Paola, BLW, Fachbereich Sozioökonomie und Evaluation, martina.depaola@blw.admin.ch