Als Teil des Landwirtschaftlichen Wissens- und Innovationssystems LIWIS ist die landwirtschaftliche und bäuerlich-hauswirtschaftliche Beratung in der Schweiz auf zwei Stufen organisiert. Die Direktberatung der Bauernfamilien geschieht vor Ort in erster Linie durch die kantonalen Beratungsdienste. Diese sind je nach Kanton Teil des Bildungs- und Beratungszentrums, des Landwirtschaftsamtes oder eines kantonalen Bauernverbandes. Die Leiter der Beratungsdienste sind im BeratungsForum Schweiz zusammengeschlossen. In einigen spezifischen Wissensgebieten wie Bienen, Geflügel oder Alpwirtschaft sind Beratungsdienste von landwirtschaftlichen Organisationen tätig.

AGRIDEA unterstützt die Beratungskräfte in den Kantonen und Organisationen. Als Verein bietet AGRIDEA in erster Linie Leistungen für ihre Mitglieder an, nämlich die Kantone und ca. 40 landwirtschaftliche Organisationen. Sie entwickelt neue Beratungsmethoden, führt methodische und fachliche Weiterbildungskurse für Beratungskräfte durch, bereitet neues Forschungs- und Erfahrungswissen auf und bringt es in den Innovationsprozess ein. Zudem initiiert und koordiniert AGRIDEA Plattformen und Foren oder arbeitet in ihnen mit und erleichtert so den Austausch von Wissen und Erfahrungen. Das BLW beteiligt sich mit rund 45% an der Finanzierung dieser Aufgaben mit normalerweise vierjährigen Finanzhilfeverträgen. Der jetzige Vertrag läuft von 2014 bis 2017.

Zu erwähnen sind im gesamten Wissens- und Innovationssystem weitere Akteure, die in Beratung und Informationsaustausch unterschiedlich stark aktiv sind: Agroscope, Fachhochschulen, das FiBL, Verbände, Medien und die Privatwirtschaft. 

Finanzielle Mittel 2014

Neben AGRIDEA leistet der Bund Finanzhilfen an einige der oben erwähnten Beratungsdienste in den spezifischen Wissensgebieten. Zudem unterstützt er Abklärungen für gemeinschaftliche Projektinitiativen in ihrer Anfangsphase. Neu kann das BLW ab 2014 Beratungsprojekte unterstützen, die es selber ausschreibt oder die ihm in Form von Beitragsgesuchen von Dritten eingereicht werden. Dazu verwendet das BLW keine neuen finanziellen Mittel, sondern kürzte die Beiträge bei anderen Finanzhilfeempfängen, v.a. bei AGRIDEA.

Ausgaben des Bundes im Beratungswesen 2014

EmpfängerMio. Fr.
Beratungszentrale (AGRIDEA)8,7
Spezial-Beratungsdienste landwirtschaftlicher Organisationen1,5
Gemeinschaftliche Projektinitiativen1,0
Wettbewerbliche Vergabe von Beratungsprojekten0,8
Total12,0

Quelle: Staatsrechnung

Wettbewerbliche Vergabe im Beratungswesen

Mit dem Mittel der wettbewerblichen Vergabe will das BLW den Wettbewerb und die Kostenvergleichbarkeit im Beratungswesen fördern. Neue Akteure haben die Möglichkeit, in der Beratung aktiv zu werden und ihre Wirksamkeit und Effizienz unter Beweis zu stellen. Doch auch bekannte Akteure können Fördergelder beantragen, wenn sie neue Beratungsinhalte aufgreifen oder neue methodische Vorgehensweisen vorschlagen.

Zwei Instrumente wurden eingeführt. Einerseits kann das BLW Themen, die ihm wichtig sind, zur Ausschreibung bringen. Im Vordergrund stehen die Wettbewerbsfähigkeit und die Ressourceneffizienz der Landwirtschaft. Die Ausschreibungen unterliegen dem öffentlichen Beschaffungswesen. Weil sie arbeits- und zeitaufwändig sind, werden die ersten Ausschreibungen erst im Jahr 2015 finanzwirksam.

Als zweites Instrument stehen die Beitragsgesuche für Beratungsprojekte zur Verfügung. Interessierte Akteure haben vier Mal im Jahr die Möglichkeit, dem BLW Projekte zur Mitfinanzierung einzureichen. Die Projekte werden von internen, je nach Thema auch von externen Fachleuten geprüft und bewertet. Die Geschäftsleitung des BLW entscheidet abschliessend, ob und mit welchem Betrag die eingereichten Projekte unterstützt werden.

Von den bis Ende 2014 eingereichten 39 Projekten werden 22 mit einem Gesamtbetrag von rund 2,3 Millionen Franken – auf die gesamte Projektdauer bezogen – gefördert. Die Dauer der Projekte beträgt einige Monate bis maximal fünf Jahre.

Kurzfristige Projekte haben normalerweise die Entwicklung oder Erarbeitung eines neuen Vorgehens oder eine Analyse im Beratungswesen zum Inhalt. Sollen Projekte jedoch auf den landwirtschaftlichen Betrieben Wirkung zeigen, brauchen sie längere Laufzeiten.

Ob ein Beitrag an ein Projekt gesprochen wird, hängt einerseits von der Qualität seiner Eingabe ab, andererseits davon, wie gut es den strategischen Leitlinien der Agrarpolitik entspricht. Projekte können zu einer der vier Hauptaufgaben der Beratung eingereicht werden:

Beratungssystem optimieren (Austausch Beratung <=> Praxis), Beratung als sich selbst regulierendes Subsystem innerhalb des LIWIS

Neues Wissen in die Praxis einführen (Wissenschaft <=> Praxis), Beratung als Bindeglied zwischen Forschung und Praxis

Erfahrungen verbreiten (Praxis <=> Praxis), Beratung als Katalysator des Austausches in der Praxis

Rahmenbedingungen und Massnahmen vermitteln (Verwaltung/Gesellschaft <=> Praxis), Beratung als Vermittlerin politischer Massnahmen und sozioökonomischer Rahmenbedingungen an die Praxis)

Die Projekte werden von Fachleuten des BLW begleitet und periodisch evaluiert. Auszahlungen erfolgen nur, wenn die Tätigkeiten nach Projektplan ausgeführt werden und wenn die Teil- und Schlussevaluationen positiv ausfallen.

Zugesicherte und 2014 ausbezahlte Mittel für Beratungsprojekte

BeratungsaufgabeBewilligte ProjekteZugesicherter Betrag über die gesamte LaufzeitAusbezahlter Betrag 2014
 Anzahlin 1 000 Fr.in 1 000 Fr.
Beratungssystem optimieren
(Beratung <=> Praxis)
4190125
Neues Wissen in die Praxis einführen
(Wissenschaft <=> Praxis)
8930185
Erfahrungen verbreiten
(Praxis <=> Praxis)
4598255
Rahmenbedingungen und Massnahmen vermitteln
(Verwaltung/Gesellschaft <=> Praxis)
6620284
Total222 338849

Quelle: BLW

Zugesicherte und 2014 ausbezahlte Mittel für Beratungsprojekte

Strategische Leitlinie des BLWBewilligte ProjekteZugesicherter Betrag über die gesamte LaufzeitAusbezahlter Betrag 2014
 Anzahlin 1 000 Fr.in 1 000 Fr.
Nachhaltige Produktion, Produkte und Leistungen91 028365
Wettbewerbsfähige Produktion und Produkte8805260
Nutzung und Bewahrung der Produktionsressourcen5505224
Total222 338849

Quelle: BLW

Anton Stöckli, Markus Lötscher, BLW, Fachbereich Forschung und Beratung, anton.stoeckli@blw.admin.ch