Das Thema Gerüche aus der Landwirtschaft hat in den letzten Jahren in der Schweiz an Bedeutung zugenommen. Gründe dafür liegen einerseits bei den Veränderungen in der Tierhaltung in den vergangenen 20-30 Jahren. Haltungsformen mit Ausläufen und mehr Fläche pro Tier sowie grössere Tierbestände pro Betrieb sind heute vermehrt anzutreffen, was zu mehr Geruchsemissionen führt. Ein Beispiel aus der Rindviehhaltung: Früher waren die Geruchsquellen im weitgehend geschlossenen Anbindestall konzentriert. Heute ist die Rindviehhaltung im Laufstall, meist mit freier Lüftung und einem Laufhof ergänzt, weit verbreitet. Dadurch werden die geruchsemittierenden Flächen grösser, und der Geruch kann sich leichter ausbreiten. Andererseits hat sich auch die Geruchswahrnehmung verändert. Dadurch, dass sich das Siedlungsgebiet in ländlichen Gebieten weiter ausdehnt, sind immer mehr Menschen von landwirtschaftlichen Gerüchen betroffen.

Gerüche sind vielfältig

Die Geruchsstoffkonzentrationen in den Liege- und Laufbereichen sowie Laufhöfen in der Rinderhaltung werden bereits seit einigen Jahren untersucht. Neuere Erhebungen von Agroscope aus den Jahren 2011-2014 zeigen, dass auch Futterlager mit Silagen und Hofdüngerlager mit Festmist oder Gülle zu den geruchsintensiven Quellen zählen. Dabei wurde der Geruch von Biogas, Rindergülle, Grassilage und Rasenschnitt von Testpersonen als eindeutig unangenehm, d. h. als Gestank, bewertet. Heu wurde dagegen als «Duft» bezeichnet und eindeutig als angenehm wahrgenommen. Bei betroffenen Anwohnern kommen die Gerüche aus der Tierhaltung meist als Mischgerüche an.

Wann der Geruch zum Problem wird 

Geruch klingt mit zunehmender Distanz von der Geruchsquelle in der Regel rasch ab. Die bodennahen und flächigen Geruchsquellen aus der Tierhaltung werden unter stabilen Ausbreitungsbedingungen in den Abendstunden und nachts jedoch nur wenig durchmischt. Entsprechend hoch ist die Geruchsstoffkonzentration. Lokale Luftströmungen entlang der Hangneigung (Berg-, Talwind) können zudem dazu führen, dass Geruch nur wenig verdünnt in bewohntes Gebiet transportiert wird. Solche Luftströmungen können eine grosse Reichweite haben und für die Anwohner sehr unangenehm sein. Bei Geruchsklagen stellte sich häufig heraus, dass ein solches mikroklimatisches Phänomen ein wesentlicher Teil des Problems ist. 

Standortwahl ist entscheidend 

Die Luftreinhalte-Verordnung (LRV) sieht vor, dass bei übermässigen Geruchsimmissionen verschärfte Emissionsbegrenzungen, allenfalls mit Sanierungsfristen, angeordnet werden können. Solche Sanierungen sind jedoch oft teuer und technisch schwierig umzusetzen. Deshalb kommt einer vorausschauenden Planung einschliesslich einer sorgfältigen Standortwahl unter Berücksichtigung des neuesten Wissens über Geruchsausbreitung eine grosse Bedeutung zu. Ein wichtiges Hilfsmittel hierzu wird die neue «Mindestabstandsempfehlung Tierhaltungsanlagen» sein, welche zurzeit von Agroscope erarbeitet wird. Diese Empfehlung soll eine einzelbetrieblich nach den Quellen (Tierart, Bestandesgrösse, Haltungssystem, Art der Futter- und Hofdüngerlagerung) differenzierte und standortbezogene Bewertung im Planungs- und Bewilligungsverfahren ermöglichen. Als Grundlage für die Eruierung der erforderlichen Mindestabstände zu bewohnten Zonen wird sie für Tierhaltungsbetriebe und Betriebe mit Biogasanlagen mehr Rechtssicherheit bei der Standortwahl schaffen. Damit können in Zukunft viele Geruchsklagen vermieden werden.

Methoden in der angewandten Geruchsforschung

Der Mensch kann eine Vielzahl an Gerüchen unterscheiden und bewerten. Darum hat sich der Einsatz von geschulten Testpersonen bei der Bewertung von Geruchsproben nach ihrer Geruchswirkung bewährt. Das Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften von Agroscope hat detaillierte Erhebungen zur Geruchsstoffkonzentration von Flächenquellen durchgeführt. Dabei wurden auf die verschiedenen Quellen Hauben aufgesetzt und Luftproben gezogen. Die Geruchsstoffkonzentrationen wurden anschliessend anhand von verschieden stark verdünnten Proben am Olfaktometer von geschulten Testpersonen bestimmt.

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Immissionsseitig wurde das Zusammenwirken der Einzelquellen mit Geruchsbegehungen bewertet. Dazu stellten sich Testpersonen in Richtung der vorherrschenden Luftströmung in unterschiedlichen Abständen zum Betrieb auf, um das Abklingen von Geruch mit der Distanz zu ermitteln.

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Literatur

Keck M., Schmidlin A., Zeyer K., Emmenegger L. , Schrade S. Geruchskonzentration und -emission von Milchviehställen mit Laufhof. Agrarforschung Schweiz 2, (3), 2011, 114-119.

Keck M., Koutny L., Schmidlin A., Hilty R.Geruch von Schweineställen mit Auslauf und freier Lüftung. Agrarforschung 12 (2), 2005 84-89.

Steiner B., Keck M. Situation analysis in the event of complaints about odour from dairy cattle housing. In: International Conference of Agricultural Engineering, 6-10 July 2014, Hrsg. AgEng, Zurich.

Keck M., Keller M., Frei M., Schrade S. Odour impact by field inspections: Method and results from an agricultural biogas facility. Chemical Engineering Transactions 40, 2014, 61-66.

Keck M., Keller M., Frei M., Schrade S. Odour concentration of agricultural biogas facilities: Substrates and biogas. In: International Conference of Agricultural Engineering. 6-10 July 2014, Hrsg. AgEng, Zurich. 

Margret Keck, Agroscope INH, Christine Zundel, BLW, Fachbereich Agrarumweltsysteme und Nährstoffe, christine.zundel@blw.admin.ch