In Ergänzung zum Abschnitt «Aussenhandel» des Kapitels «Markt / Marktentwicklung» wird an dieser Stelle eine Ex-post-Analyse 2002–2014 des landwirtschaftlichen Aussenhandels der Schweiz vorgenommen. 

Haupterzeugnisse und Tendenzen 

Die EU ist unsere wichtigste Handelspartnerin auf dem Agrarmarkt. 2014 flossen annähernd zwei Drittel (60 %) der landwirtschaftlichen Exporte der Schweiz in die EU, und drei Viertel (74 %) der landwirtschaftlichen Importe der Schweiz stammten aus der EU.

Zwei Drittel (63 %) des Gesamtwerts der landwirtschaftlichen Exporte der Schweiz (9,1 Mrd. Fr.) wurden mit nur zehn (0,4 %) der 2466 landwirtschaftlichen WTO-Tariflinien erzielt. Es handelt sich dabei um landwirtschaftliche Verarbeitungsprodukte wie Kaffee, Limonaden, Zigaretten, Zubereitungen für die Ernährung von Kindern, Bonbons, Schokolade und Käse. Der Zuwachs der Agrarexporte der Schweiz um 5321 Millionen Franken zwischen 2002 und 2014 entfiel zu 37 % auf den Kaffee und zu 32 % auf Getränke wie gezuckerte Limonaden. Die Ausfuhr von Schweizer Käse erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 133 Millionen Franken oder 28 %.

Die Konzentration auf eine beschränkte Anzahl Produkte fällt beim Import dreimal schwächer aus als beim Export: 2014 entfiel ein Fünftel (21 %) des Gesamtwerts der landwirtschaftlichen Importe der Schweiz (11,7 Mrd. Fr.) auf nur zehn (0,4 %) der 2466 landwirtschaftlichen WTO-Tariflinien. Es sind dies in erster Linie Wein, Kaffee, Kakao, lebende Pflanzen, Sojaschrot, Tabak, nicht alkoholische Getränke und Backwaren. Der Anstieg um 3282 Millionen Franken bei den Schweizer Agrareinfuhren zwischen 2002 und 2014 ergab sich aus den positiven Zahlen beim Kaffee (+15 %), den Backwaren (+12 %) und den Getränken wie Wein (+12 %). Die Einfuhr von Käse erhöhte sich in derselben Zeitspanne um 48 % (+127 Mio. Fr.). Der nachfolgenden Tabelle ist zu entnehmen, dass wertmässig mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Importe im Jahr 2014 zollfrei eingeführt wurde und dass die durchschnittlichen, wertmässig gewichteten Bruttozölle über alle landwirtschaftlichen Importe betrachtet 6 % des Warenwerts der Einfuhren ausmachte. Gemäss Angaben der WTO beläuft sich das einfache Mittel (basierend auf den voraggregierten Mitteln auf Ebene der sechsstelligen Unterpositionen des Harmonisierten Systems zur Bezeichnung und Codierung der Waren (HS)) der gegenüber der meistbegünstigten Nation angewandten Schweizer Zölle im Jahr 2013 auf 30 %. Dieser letztere Zollansatz fällt höher aus als der davor erwähnte, da darin weder Präferenzzölle noch Zollvergünstigungen für gewisse Verwendungszwecke oder der Veredelungsverkehr berücksichtig werden und da er nicht nach dem Wert der Importe gewichtet ist. 

Wert der Importe und Höhe der Bruttozölle für alle Agrarprodukte im Jahr 2014 

ZolltypImportwertBruttozollBruttozoll
 in Mio. Fr.in Mio. Fr.in %
(a)(b)(c)(d) = (c) / (b)
Normaler Zollansatz4 71653811
Reduzierter Zollansatz1 4401128
Zollfrei5 50700
Total11 6636506

Quelle: Eidg. Zollverwaltung 

Die Handelsbilanz im Agrarbereich schliesst 2014 mit einem Defizit von 2558 Millionen Franken ab. Zwischen 2002 und 2014 erhöhte sie sich jedoch um 2039 Millionen Franken. Den grössten Anteil an dieser Verbesserung hatten der Kaffee mit +1459 Millionen Franken und die Getränke mit +1331 Millionen Franken, während die Handelsbilanz der Früchte in derselben Zeitspanne ein Minus von 280 Millionen Franken verzeichnete.

Eine Analyse der Liberalisierung des Käsehandels mit der EU steht in der Rubrik Markt > Tierische Produkte > Milch und Milchprodukte. 

Agrarhandel mit Nicht-EU-Staaten 

Die Schweiz verfügt 2014, neben der Europäischen Freihandelsassoziationskonvention (EFTA-Konvention) und dem bilateralen Abkommen mit der EU (EU-28), über 28 Freihandelsabkommen (FHA) mit 38 Partnern. Von allen Schweizer Agrareinfuhren aus Märkten ausserhalb der EU-28 lieferten diese Freihandelspartner 34 %. Von den Einfuhren aus diesen 38 Drittländern stammten im Berichtsjahr 16 % aus Kolumbien, 15 % aus der Türkei und 14 % aus China. Der Rest der landwirtschaftlichen Einfuhren von ausserhalb der EU­28 (66 %) entfiel auf Drittstaaten, mit denen die Schweiz über kein Freihandelsabkommen verfügt. Zu nennen wären hier für das Jahr 2014 Brasilien mit 24 %, die USA mit 16 % und Indien mit 7 %. Die 38 Freihandelspartner machten im Berichtsjahr 45 % des landwirtschaftlichen Exports der Schweiz in Nicht-EU-Staaten aus, wobei Japan mit 21 %, Kanada mit 13 % und Saudi-Arabien mit 9 % zu Buche schlugen. Die Schweizer Agrarexporte in Drittländer, mit denen kein Freihandelsabkommen besteht, machten 55 % der Ausfuhren von landwirtschaftlichen Erzeugnissen der Schweiz in Drittländer ausserhalb der EU­28 aus. Von den Gesamtexporten in diese Drittländer gingen 54 % in die USA, 10 % nach Russland und 9 % nach Australien. 

Ausfuhr im Rahmen des «Schoggigesetzes» 

Das «Schoggigesetz» regelt die Ausfuhr von landwirtschaftlichen Verarbeitungsprodukten wie beispielsweise Biskuits oder Schokolade, die Grunderzeugnisse schweizerischen Ursprungs enthalten. Zu diesen Grunderzeugnissen zählten 2014 im Wesentlichen 69 000 Tonnen Kondensmilch, 13 000 Tonnen Milchpulver, 2500 Tonnen Butter und 34 000 Tonnen Weizenmehl. Mengenmässig verdoppelten sich diese Exporte zwischen 2002 und 2014. 

Veredelungsverkehr 

Der Veredelungsverkehr ist ein bedeutender Teil des landwirtschaftlichen Aussenhandels der Schweiz. Der aktive Veredelungsverkehr umfasst die Einfuhr von Waren zur Bearbeitung, Verarbeitung und Ausbesserung und die anschliessende Wiederausfuhr der Veredelungsprodukte. 2014 hat die Schweiz im Rahmen des aktiven Veredelungsverkehrs Agrarerzeugnisse für eine Summe von 209 Millionen Franken eingeführt. Dies entspricht 2 % der landwirtschaftlichen Gesamteinfuhr der Schweiz (11,7 Mrd. Fr.) und gegenüber 2002 einem Plus von 49 %. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Molke, Rindfleisch ohne Knochen (namentlich für die Herstellung von Bündnerfleisch), pflanzliche Fette und Öle sowie Laktose. 2014 bezifferte sich die Wiederausfuhr von landwirtschaftlichen Veredelungserzeugnissen auf 2697 Millionen Franken, was 30 % des landwirtschaftlichen Gesamtexports der Schweiz (9,1 Mrd. Fr.) entspricht. Das sind 1,9-mal mehr als 2002. Limonaden, Zigaretten, Zubereitungen für die Ernährung von Kindern, Schokolade, Hunde- und Katzenfutter, Säuglingsnahrung, Teigwaren, Fett- oder Ölgemische (ohne Fette und Öle von der Milch) und Trockenfleisch zählen hier zu den wichtigsten Erzeugnissen. Betrachtet man die Ausgangsmaterialien, die in diesen Ausfuhren von verarbeiteten landwirtschaftlichen Erzeugnissen enthalten sind, so betrifft dies beispielsweise 128 000 Tonnen Kristallzucker, 20 000 Tonnen andere Zuckerarten, 27 000 Tonnen pflanzliche Öle und Fette sowie 9000 Tonnen Hartweizengries. Der passive Veredelungsverkehr umfasst die Bearbeitung, Verarbeitung und Ausbesserung von Waren inländischen Ursprungs ausserhalb der Schweiz und ihre anschliessende Wiedereinfuhr. Der passive Veredelungsverkehr fällt weniger ins Gewicht als der aktive. 2014 wurden in der Schweiz im Rahmen des passiven Veredelungsverkehrs landwirtschaftliche Ausfuhren in Höhe von 36 Millionen Franken getätigt; dies entspricht 0,4 % des landwirtschaftlichen Gesamtexports der Schweiz und gegenüber 2002 einem Plus von 93 %. Hauptsächlich wurden Weizenmehl, Rahm und Molke exportiert. Die Wiedereinfuhren des passiven Veredelungsverkehrs im Jahr 2014 beliefen sich auf 62 Millionen Franken bzw. 0,5 % der landwirtschaftlichen Gesamteinfuhren. Dies sind 37 Millionen Franken bzw. 1,5-mal mehr als 2002. Brot, Rahm und Biskuits sind hier an erster Stelle zu nennen. 

Einfuhr im Rahmen des allgemeinen Präferenzsystems 

Das allgemeine Präferenzsystem (APS) sieht Konzessionen zugunsten von 130 Entwicklungsländern vor. Die Schweiz räumt diesen Ländern auf 35 % der landwirtschaftlichen Tariflinien Zugeständnisse ein. 2014 führte die Schweiz im APS landwirtschaftliche Güter im Wert von 379 Millionen Franken ein (3  % des gesamten Agrarimports). Seit dem 1. April 2007 gewährt die Schweiz für sämtliche Landwirtschaftsprodukte aus den in der Entwicklung am wenigsten fortgeschrittenen Ländern (LDC, Least Developed Countries) unilateral einen zollfreien Marktzutritt. Für Zucker und Reis galt bis 2009 eine Übergangsfrist. 2014 machten pflanzliche Öle, Kaffee, Kakao, Tabak und Rosen über 87 % der zollfreien Gesamtimporte (181 Mio. Fr.) aus den LDC aus. Die Einfuhr pflanzlicher Öle und Fette für die menschliche Ernährung schlug 2014 mit 42 701 Tonnen zu Buche, was 3,5-mal mehr ist als 2006 und einem Importwachstum zwischen 2006 und 2014 von 30 500 Tonnen entspricht. Dieser Anstieg ging teilweise zulasten der Importe aus Nicht-LDC-Ländern: Diese sanken im gleichen Zeitraum um 18 800 Tonnen bzw. 20 %. Alle Herkunftsländer zusammen betrachtet, erhöhten sich die Importe im Rahmen des APS in diesem Zeitraum um 11 800 Tonnen bzw. 10 %. Der Anteil der Einfuhren aus LDC erhöhte sich von 12 % im Jahr 2006 auf 38 % im Jahr 2014.

Zoom: ab_2015_international_importations_pma_grafik_oele_fette_d.png

Länderinformationen 

Statistiken zu Handelspartnern, darunter diejenigen, mit denen die Schweiz zurzeit ein Freihandelsabkommen verhandelt, können unter folgendem Link eingesehen werden. Diese Statistiken umfassen allgemeine wirtschaftliche Indikatoren, landwirtschaftliche Produzentenpreise, Angaben zum landwirtschaftlichen Aussenhandel, die Liste der Hauptpartner und die Zolltarife. 

Jean Girardin, BLW, Fachbereich Internationale Handelspolitik, jean.girardin@blw.admin.ch