Das Forschungsprogramm Univox ist eine Langzeitbeobachtung der Gesellschaft, die das Forschungsinstitut gfs-zürich seit 1986 in Zusammenarbeit mit rund 20 spezialisierten, meist universitären Instituten realisiert hat. Das Modul Landwirtschaft, einer von über 20 Themenbereichen, wird seit 2009 vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in Auftrag gegeben.

Im März und April 2015 realisierte gfs-zürich zum dritten Mal nach 2009 und 2012 für das BLW 727 persönliche Interviews. Befragt wurden Stimmberechtigte, davon 70 % aus der Deutschschweiz und 30 % aus der Romandie, repräsentativ nach Geschlecht sowie Alter verteilt. Dabei wurden Fragen zu verschiedenen Themen rund um die Schweizer Landwirtschaft gestellt.

Die Ergebnisse von 2015 werden – wo vorhanden – in Langzeitvergleichen jenen der Jahre ab 1996 gegenübergestellt.

Aufgaben und Bereitschaft zur Unterstützung der Landwirtschaft

Die 2015 befragten Schweizer und Schweizerinnen sind der Meinung, dass insbesondere eine tierfreundliche und produzierende Landwirtschaft die wichtigsten Aufgabengebiete sind. Etwas weniger wichtig eingestuft werden die Versorgung aus der Nähe und einen lebenswerten ländlichen Raum. Am wenigsten Bedeutung wird der Besiedlung abgelegener Gebiete beigemessen.

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Im Zeitvergleich der Jahre 1996 bis 2015 ist bei fast allen Aufgabengebieten, die seit 1996 erhoben werden, eine Abnahme festzustellen. Den deutlichsten Rückgang zeigte sich, allerdings auf hohem Niveau, bei den zwei Bereichen «tierfreundliche Haltung» sowie «umweltfreundliche Bewirtschaftung». Bei den übrigen Aufgabengebieten sind grosse Schwankungen zu verzeichnen. Im Zeitraum 1996 bis 2015 gab es insgesamt gesehen also keine markanten Veränderungen. Von 2012 bis 2015 haben die regionalen Aspekte wie «Versorgung aus der Nähe» deutlich zugenommen.

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Die Befragten befürworten, dass die Schweizer Landwirtschaft für die verschiedenen Aufgabenbereiche durch den Staat finanziell unterstützt wird. Dabei sollen gemäss der Umfrage von 2015 noch mehr öffentliche Gelder eingesetzt werden. Die Bereitschaft für eine staatliche Unterstützung korreliert stark mit der Wichtigkeit der Aufgabenbereiche: Am meisten Unterstützung erhält 2015 die tierfreundliche Haltung, am wenigsten die Besiedlung abgelegener Gebiete.

In den Jahren 1996 bis 2015 ist bei der Entwicklung des Einsatzes öffentlicher Gelder, im Gegensatz zur Wichtigkeit der Aufgabenbereiche, allgemein eine Zunahme festzustellen: teils stabil-kontinuierlich (z. B. «tierfreundliche Haltung»), teils schwankend (wie etwa «gesicherte Ernährung in Krisenzeiten»). Auffallend ist die starke Zunahme regionaler Aspekte zwischen 2012 und 2015.

Einschätzung der Haltung der Bauern

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Auf die Frage nach der Einschätzung der Haltung der Bauern hat 2015 die grosse Mehrheit der Befragten geantwortet, dass sie ein sehr positives Bild haben: So sind neun von zehn Personen der Meinung, die Bauern seien bestrebt, das zu produzieren, was der Konsument wünscht und zwei Drittel halten die Bauern für mehrheitlich innovativ.

Auch im Zeitvergleich 2009 bis 2015 geniesst die Schweizer Landwirtschaft insgesamt ein sehr gutes Image bei der Bevölkerung; die Einschätzungen verändern sich wenig. Bei der Beurteilung der Haltung der Bauern zu ökologischen Produktionsformen sowie ihres unternehmerischen Handelns sind die Veränderungen etwas grösser und 2015 positiver.

Einstellung zur Schweizer Landwirtschaft

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In der Umfrage werden auch Fragen über die Einstellung zur Schweizer Landwirtschaft gestellt: Am meisten Zustimmung erhält 2015 die spezielle Förderung der Berglandwirtschaft, gefolgt von der Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit und der finanziellen Unterstützung durch den Staat. In der deutschen Schweiz finden 70 %, kleine landwirtschaftliche Betriebe entsprächen am besten den schweizerischen Verhältnissen, in der Romandie sind es 40 %. 2015 will die Hälfte der Befragten nicht, dass ein Teil der Betriebe aufgegeben werden soll, damit die Verbleibenden konkurrenzfähiger werden.

Im Vergleich der Jahre 2009 bis 2015 sind die Entwicklungen uneinheitlich. Auffallend sind die grossen Schwankungen bei der Aussage, die Betriebe müssten konkurrenzfähiger werden und kostengünstiger produzieren. Kontinuierlich mehr Befragte sind der Ansicht, die Landwirtschaft soll durch den Staat unterstützt werden, kontinuierlich weniger, dass die Landwirtschaft zu hohe Kosten verursacht.

Einschätzung der zukünftigen Schweizer Landwirtschaft

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Dass die zukünftige Schweizer Landwirtschaft in erster Linie auf Nahrungsmittelproduktion setzen soll, ist 2015 für alle Bevölkerungskreise gleichermassen wichtig. Gleichzeitig ist eine grosse Mehrheit der Befragten der Meinung, die Schweizer Landwirtschaft sollte verstärkt auf Spezialisierung setzen. Kaum jemand ist der Ansicht, dass sich die Schweiz ihre Landwirtschaft in Zukunft nicht mehr leisten soll.

Im Zeitvergleich 2009 bis 2015 sind die Einschätzungen insgesamt recht stabil bzw. im Vergleich der Jahre 2012 und 2015 meist zunehmend. So finden 2015 mehr Befragte als 2012, die Schweizer Landwirtschaft sollte in Zukunft in erster Linie auf Nahrungsmittelproduktion setzen. Immer weniger finden hingegen, die Schweizer Landwirtschaft sollte auf Vielseitigkeit mit vermehrten Angeboten im Bereich Agrotourismus oder in der Energieproduktion setzen.

Gentechnologie

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Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen wird 2015 von den Befragten deutlich abgelehnt. Ebenso die Erlaubnis des Verkaufs von gentechnisch veränderten Lebensmitteln in der Schweiz und die Fortführung des Gentech-Moratoriums: 2015 sind 55 % für eine Weiterführung.

Der Vergleich der Jahre 2009 und 2015 zeigt, dass der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen von den Befragten so deutlich abgelehnt wird wie noch nie seit 2009. Und 2015 sind auch markant mehr Menschen als 2009 und 2012 der Meinung, das Gentech-Moratorium solle weitergeführt werden.

Nahrungsmittelverschwendung

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Wie 2012 wurden auch 2015 Fragen zur Nahrungsmittelverschwendung gestellt. Die Sensibilisierung für dieses Thema ist seit der ersten Befragung gestiegen. Dabei ist sie 2015 in den Städten und bei Personen ab 40 Jahren höher als bei Agglomerations- und Landbewohnern und jüngeren Menschen. Auch gut Ausgebildete erweisen sich als besser informiert und problembewusster als Leute mit einem geringeren Ausbildungsgrad. Für eine klare Mehrheit der Befragten stellt die Nahrungsmittelverschwendung in der Schweiz ein Problem dar, das rasch angegangen werden muss.

Antibiotikaresistenz

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Als Spezialthema wurde 2015 nach der Antibiotikaresistenz gefragt. Gut die Hälfte der Befragten hat schon vom Begriff der Antibiotikaresistenz gehört. Ein Drittel kennt diesen Begriff nicht, dabei ist das Ausbildungsniveau von entscheidender Bedeutung: Während 83 % der gut Gebildeten schon davon gehört haben, ist dies nur bei 34 % derjenigen mit geringer Ausbildung der Fall. 40 % der Befragten sehen im Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung die Hauptursache für Antibiotikaresistenz, 24 % im Einsatz beim Menschen.

Literatur

Bericht UNIVOX Landwirtschaft 2009, 2012, 2015, Schlussberichte einer repräsentativen persönlichen Bevölkerungsbefragung im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft, gfs-zürich

Agrarbericht 2012, Artikel UNIVOX Landwirtschaft, Seite 83

Agrarbericht 2009, Artikel UNIVOX Landwirtschaft, Seite 88

Esther Grossenbacher, BLW, Fachbereich Sozioökonomie und Evaluation, esther.grossenbacher@blw.admin.ch